Die Preisunterschiede bei Kfz-Versicherung sind enorm, die Leistungsdifferenzen jedoch auch. Hinzu kommen unzählige Rabattmerkmale von „Jahreskarte des ÖPNV“ bis hin zu „Immobilienbesitz“. Glücklich ist, wer die Rabattmerkmale erfüllt und dann auch noch beim Leistungsangebot durchsteigt, was der Versicherer eigentlich anbietet. Wir möchten hier auf einige Stolperfallen aufmerksam machen.
Leistungsumfang
Marderbisse werden heute von den meisten Kfz-Versicherungen mitversichert. Doch gilt der Versicherungsumfang auch für Folgeschäden? Während sich ein Kabel oder ein Aggregat für wenige 100 € ersetzen lässt, sind die Folgeschäden, die durch ein nicht funktionierendes Bauteil entstehen können, deutlich höher. Es kann zu Motorschäden kommen, die dann nicht mitversichert wären, wenn der Versicherer nur die Bissschäden übernimmt, Folgeschäden aber vom Versicherungsschutz ausschließt.
Zusammenstoß mit Tieren: wir empfehlen hier beim Versicherungsschutz darauf zu achten, dass Zusammenstoß mit allen Tieren versichert es. Schleswig-Holsteiner werden es wissen: es läuft eben nicht nur Wild über unsere Straßen, sondern Nandus und anderes Getier. Aber auch der Zusammenprall mit Katzen, Hunden, Kühen und anderen Haustieren führt sicherlich zu unangenehm Schäden, von denen man normalerweise erwarten sollte, dass sie vom Versicherer bezahlt werden.
Rückstufungstabellen
Da fährt man jahrelang schadenfrei und wird dann wegen ein oder zwei Schäden soweit zurückgestuft, dass sich die Prämie plötzlich verdoppelt. Das kann passieren, wenn ein Versicherer hier von der GDV-Norm abweicht und im Schadensfall eine deutlich höhere Rückstufung vornimmt. Den die Anzahl der Jahre, die pro Schaden verloren geht, kann jeder Versicherer selber festlegen. Und das tun die Versicherer auch. So kann es sogar sein, dass bei ein und dem selben Versicherer eine unterschiedliche Rückstufung erfolgt, je nachdem ob man in einem höherwertigeren oder preislich günstigeren Tarif fährt.
Rabattschutz oder Rabattretter
Den Sinn dieses Bausteins hat mir noch keiner so richtig erklären können. Ich zahle freiwillig bei einem Versicherer mehr als die normale Prämie, damit er mich im Schadensfall knebeln und fesseln kann. Das ist Masochismus pur! Das lieben wir Deutschen!
Dennoch heißt es auch hier aufpassen, manche Versicherer bieten ein Rabattschutz an, andere nur einen Rabattretter. Da denkt man als argloser Kunde zunächst:“muss wohl das gleiche sein…“ Was ist der Unterschied?
- Der Rabattretter führt zu einer Rückstufung im Schadensfall, jedoch nur bis zu der Schadensfreiheitsklasse (SF-Klasse), die denselben Prozentsatz abbildet wie die bisherige SF-Klasse. Beispiel: bei der AXA sind die SF-Klassen 34, 33, 32 und 31 jeweils mit dem Prozentsatz 19% verbunden. Fahre ich zum Zeitpunkt des Unfalls in der SF-Klasse 34, werde ich also in SF 31 zurückgestuft. Der Beitrag ändert sich dadurch nicht, ich muss jedoch wieder 3 Jahre unfallfrei fahren, um in die SF-Klasse 34 zurückzukehren.
- Der RabattSchutz hingegen sorgt dafür, dass der Unfall nicht berücksichtigt wird, solange ich den Versicherer nicht Wechsel. Ich behalte meine Schadenfreiheitsklassen, als wäre der Schaden nicht geschehen. Bei einem Versicherungswechsel wird der aktuelle Versicherer jedoch nur die SF-Klasse mit Schadenfall bestätigen. Was bedeutet das? Nehmen wir wieder das obere Beispiel: unser Fahrer ist bei der AXA in SF-Klasse 34 versichert. Bleibt er bei der AXA, fährt er munter mit seiner SF Klasse 34 weiter und wird in den Folgejahren in SF-Klasse 35, 36 und 37 aufsteigen. Bei einem Versicherungswechsel, wird die AXA nur die SF-Klasse 17 bestätigen. Unser Beispielfahrer muss sich also beim neuen Versicherer deutlich höher einstufen lassen, da sich der Schaden voll auswirkt.
Wobei wir wieder am Anfang des Kapitels wären und die Sinnfrage stellen.
Werkstattbindung
In der Kaskoversicherung lässt sich mit Werkstattbindung 20-25 % vom Beitrag sparen. Dies mag sich erkaufen, wer keine Angst vor Überraschung hat, gerne Werkstattmanager spielen möchte oder das Glück hat auf eine Versicherung zu treffen, die ein großes und kompetentes Werkstattnetz aufbietet.
Grundsätzlich funktioniert der Vorteil auf Basis eines großen Reparaturvolumens. Der Versicherer schließt mit Werkstattketten oder einzelnen Werkstätten ein Rahmenvertrag ab und erhält im Gegenzug einen Preisnachlass, den er an die Kunden in Form eines Rabatt weitergeben kann. Das kann gut funktionieren, viele Versicherer inkludieren noch einen Ersatzwagen für die Zeit der Reparatur, organisieren einen Abholdienst, reinigen das Fahrzeug anschließend und stellen es repariert wieder vor die Tür.
Wann sollte man auf jeden Fall die Finger von Werkstattbindung lassen?
Viele Leasinggeber oder finanzierende Banken bestehen während der Vertragsdauer darauf, dass Reparaturen nur in einer Vertragswerkstatt des Herstellers durchgeführt werden. Ist das Fahrzeug also geleast oder finanziert, sollte man hier noch einmal die Bedingung durchforsten.
Ein Verlust der Garantie ist jedenfalls nicht zu befürchten, auch wenn in den ersten 3 Jahren die Reparatur nicht von einer Vertragswerkstatt des Herstellers durchgeführt wird. Auch freie Werkstätten orientieren sich bei den Reparaturen an den Herstellervorgaben und verwenden Originalteile.
Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall unfallfreie Fahrt!