Kategorien
Altersvorsorge Geldanlage

Sparstrumpf-Debatte geht in die nächste Runde

Unter dem reißerischen Titel „Gehaltsumwandlung zur Altersvorsorge bringt nichts“ veröffentlichte der Arbeitsrechtsprofessor (sic!) Ulrich-Arthur Birk in der Süddeutschen einen Artikel über die fehlende Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge. Wie auch schon in der Debatte zur Rendite bei Riesterrenten schafft Herr Birk vor allem eins: er bringt sich selbst ins Gespräch. Die Süddeutsche wird es ihm danken. Wir ascheune unss an, ob der professor auch inhaltlich etwas zur Sache beizutragen hat.

Unter dem reißerischen Titel „Gehaltsumwandlung zur Altersvorsorge bringt nichts“ veröffentlichte der Arbeitsrechtsprofessor (sic!) Ulrich-Arthur Birk in der Süddeutschen einen Artikel  über die fehlende Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge. Wie auch schon in der Debatte zur Rendite bei Riesterrenten schafft Herr Birk vor allem eins: er bringt sich selbst ins Gespräch. Die Süddeutsche wird es ihm danken. Wir ascheune unss an, ob der professor auch inhaltlich etwas zur Sache beizutragen hat.

Positiv fällt auf, dass in die Berechnung zum einen die Beitragsphase als auch die Rentenphase einfließen. Nur so ist ein direkter Vergleich der verschiedenen Durchführungswege möglich. Andrerseits irritert es, dass Herr Birk die garantierten Renten in die Berechnung einfließen lässt. Für die Berechnung plant er mit folgenden Rahmendaten:

  • 23-jähriger Arbeitnehmer mit 3.400 € brutto, wir nennen ihn mal Herrn Pfiffig
  • gesetzlich krankenversichert während des Erwerbsleben und im Ruhestand
  • bAV mit 100 € Entgeltumwandlung bis zum Ruhestand
  • garantierte Monatsrente (netto) 150 €

Hier fügen wir uns einmal der Logik von Prof Birk und fangen mit dem Rechnen an. In unserem Marktvergleich erhalten wir bei namhaften Anbietern (Allianz 240 €, Asstel 247 €, Volkswohlbund 236 €,Swiss Life 235 €) einen Durchschnittswert von 240 €. Nach Abzug der Krankenversicherungsbeiträge bleibt ein Betrag von 203 €. Dies ist die Bruttorente. Abzuziehen sind davon noch die zu zahlenden Steuern (wir gehen dabei von der aktuellen Steuer Grundtabelle aus). Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die gesetzliche Rente ohne bAV höher ausfällt.

  1. Szenario ohne bAV:
    • Gesetzliche Rente (brutto) 1.480 €
    • Steuerabzug – 185 €
    • Netto Gesamtrente 1.295 €
  2. Szenario mit bAV:
    • gesetzliche Rente (brutto) 1.435 €
    • Betriebsrente 203 €
    • Steuerabzug – 240 €
    • Netto Gesamtrente 1.398 €

Während Herr Pfiffig als Arbeitnehmer ca. 46 € weniger Nettoeinkommen zur Verfügung hat, erhält er im Ruhestand 103 € mehr garantierte Rente.Bei der Lebenserwartung von Herrn Pfiffg entspricht dies einem Effektivzins von 1,82% p.a.

Prof. Birks Alternative ist das gute alte Sparbuch, das sich angeblich mit 1,75% verzinst. Dort hätte Herr Pfiffig ja die 100 € anlegen können, so sein Vorschlag. Dann werden daraus in 44 Jahren knapp 80.000 €. „Halt, Herr Professor!“, möchte man da laut rufen:

  1. Herr Pfiffig hat zwar 100 € in die Betriebsrente eingezahlt, doch aufgrund der geringeren Steuer- und Sozialabgabenbelastung, liegt sein Nettoverzicht nur bei 46 €. Hätte er also privat gespart, er könnte nur diese 46 € zur Seite legen.
  2. Wo bleibt denn die Besteuerung des Sparbuchs. Selbst wenn der Freibetrag für Kapitaleinkünfte zu Beginn des Berufslebens noch voll verfügbar ist, irgendwann wird Herr Pfiffig etwas Geld zur seite legen und es wird die Abgeltungssteuer fällig.
  3. Bei der Rücklage auf dem Sparbuch, erhält Herr Pfiffig auch keine Absicherung bei hoher Lebenserwartung. Eine Rentenversicherung erzeugt Kosten, keine Frage. Dafür bietet sie auch Leistungen, die das Sparbuch nicht enthält: sie zahlt weiter, auch wenn am Ende des Geldes noch Leben übrig sein sollte.
  4. Ebenfalls nicht berücksichtigt ist die Tatsache, dass die Rente bei einer Betriebsrente jährlich steigt.

Der Effektivzins beim Sparbuch mit einer Verzinsung von 1,75% liegt nach Steuern im nur bei ca. 1,26%p.a.. Hinzu kommt die fehlende Absicherung bei hoher Lebenserwartung und der Verzicht auf zusätzliche Chancen. Denn neben der garantierten Rente wird Herr Pfiffig auch eine Überschussrente erhalten. Berücksichtigt man diese, fällt die Rente ungefähr doppelt so hoch aus, das schreibt sogar der Herr Professor.

Unser Fazit: viel Wind um nichts! Immerhin, einem Satz können wir uns anschließen:“Wir brauchen eine Reform der betrieblichen Altersvorsorge. Sonst verpufft die staatliche Förderung.“ Richtig, Professor Birk. Wir hoffen, dass mit unserem Beitrag zur Debatte auch etwas mehr Lebenswirklichkeit Einzug erhält.

Interesse zur Vertiefung? Auch Cash.online hat den Artikel kommentiert.

Von Achim Schön

Knapp 20 Jahre Erfahrung in der unabhängigen Finanzberatung, davon 6 in leitender Position mit Personalverantwortung zeichnen Achim Schön aus. Er verfügt über wertvolle Kontakte zu in- und ausländischen Banken, Privatinvestoren und Venture-Capital-Gesellschaften. Sein Schwerpunkt ist die langfristig orientierte strategische Kundenberatung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert