In ihren Filiialen bewirbt die Hypovereinsbank (HVB) derzeit eine Stufenzins Anleihe aus eigenem Hause. In unserer Filiale vor Ort hat ein Mitarbeiter reißerisch „bis 3,75% p.a.“ mit dickem roten Textmarker handschriftlich ergänzt. 3,75% p.a. hört sich doch erst einmal nicht schlecht an, denkt da der eine oder andere Anleger. Doch wir wollen uns das Produkt mal näher ansehen: Emittentin der Anleihe ist die Hypovereinsbank, die Anlage ist im Insolvenzfalle für den Anleger nicht abgesichert.
Der Stufenzins ist wie folgt ausgestaltet:
- Jahr: 2,75%
- Jahr 3,00%
- Jahr 3,00%
- Jahr 3,50%
- Jahr 3,75%
In Summe ergbit das 16% auf das angelegte Kapital, bildet man den Durchschnitt kommt man auf 3,20%. Dies wird jedoch der Anlagesituation nicht ganz gerecht, da der Zins aus dem ersten Jahr beispielsweise noch vier weitere Jahre angelegt werden kann. Außerdem muss der Zeitpunkt der Zinszahlung unterschiedlich gewichtet werden. Ein hoher Zins im ersten Jahr ist nämlich für den Anleger wertvoller als im fünften Jahr.Um dies zu berücksichtigen, haben wir zur Veranschaulichung angenommen, dass der Anleger die während der Laufzeit ausgezahlten Zinsen risikolos mit 2% bis zum endgültigen Laufzeitende wieder anlegt. Dann kommt man auf einen Effektivzins von 3,12% p.a..
Im letzten Teil des Flyers wird darauf hingewiesen, dass die Anleihe zum Kurs von 101%, also inklusive 1% Ausgabeaufschlag ausgegeben wird. Aus dem Effektivzins von 3,12% wird somit ein Effektivzins von 2,91% p.a.. Depotgebühren und Verwahrkosten der Anleihe lassen wir hier unberücksichtigt, da sie von der Depotbank des Anlegers abhängen. Nur soviel: bei der HVB fallen jährlich 1,5 Promille vom Kurswert, min. 18,40 € an. Ein weiterer Renditeminderungseffekt, den wir hier aber nicht berücksichtigen.
Bisher wurde allerdings die steuerliche Situation des Anleger vernachlässigt. Gehen wir davon aus, dass der Freibetrag bereits für andere Anlagen des Kunden verwendet wird, wird die Zinszahlung mit 25% Abgeltungssteuer belegt. Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer lassen wir der Einfachheit halber unberücksichtigt. Es reduzieren sich die jährlichen Zinszen und auch die Wiederanlage der Zinszahlungen. Wenden wir wieder oben genannte Annahme der Reinvestition der Zinszahlung an, kommen wir auf einen Effektivzins von 2,15% p.a. nach Steuern.
Diese gut 2% Zinsen erinnern uns stark an die derzeitige Inflationshöhe. Als Fazit kann man also sagen, dass dem Anleger ohne Freibetrag kein Gewinn bleibt, wenn er sein Geld fünf Jahre in diese Anlage investiert. Sein Geld hat nach fünf Jahren also genauso viel Kaufkraft wie heute. So weist denn die HVB im Bereich Markterwartung darauf hin, dass dieses Produkt für seitwärts bewegende und fallende Märkte geschaffen wurde. Wir möchten ergänzen: als Anleger sollte man mit diesem Produkt auch auf fallende Inflation setzen. Denn steigt die Inflation in den kommenden Jahren beispielsweise auf 3%, wird diese Investition für den Anleger zum Verlustgeschäft von ca. 1% p.a..
Dazu kauft sich der „Investor“, wenn wir ihn denn noch so nennen dürfen, mindestens folgende Risiken ein:
- Kursschwankungen, die dann zum Tragen kommen, wenn die Anleihe vor Ende der Laufzeit verkauft wird
- Emittentenrisiko: der Anleger wird Gläubiger der HVB
Dieser Beitrag ist eine freie Meinungsäußerung und stellt keine Produktberatung oder Kaufempfehlung dar.